Belgische Kolonialherrschaft
Der belgische König Leopold II. jedoch war von dem Gedanken an ein Kolonialreich seit langem
fasziniert. Bereits im September 1876 veranstaltete er eine große geographische
Konferenz in Brüssel, bei der es um die Erforschung des Kongos ging und gründete
gleichzeitig eine philanthropische Gesellschaft zur Erforschung des Kongo, die Internationale
Afrika Gesellschaft (französisch Association Internationale Africaine).
Leopold wollte die Gelegenheit des britischen Desinteresses nutzen. Herr
Stanley, ein Journalist der den König gut kannte, sollte das Land aufkaufen und
die unschiffbaren Katarakte am Fluss mit Straßen umgehbar machen. Leopold würde
sich um den staatsrechtlichen Teil kümmern. Stanley erhielt große Summen Geldes
von Leopold dafür, musste jedoch auch zusätzliche Mittel zur Finanzierung der
Expedition einwerben.
Fünf Jahre lang war Stanley Leopolds Mann im Kongo. Offiziell
trennten sich danach ihre Wege, doch heimlich stand Stanley weiter auf der
Gehaltsliste des Königs. In Leopolds Auftrag gelang es Stanley, von 1879 bis
1885 durch 450 Kaufverträge für das Land rund um den Fluss mit verschiedenen
Bantu-Häuptlingen weite Teile des Kongo „aufzukaufen“. Ähnliches hatten zuvor
schon die Spanier bei der Eroberung Mexikos getan. Die meist analphabetischen Häuptlinge, die juristische
Papiere in einer ihnen unbekannten Sprache unterschrieben, konnten die Tragweite
ihrer Tat natürlich nicht absehen. Stanley ließ eine Straße von der Kongomündung
bis zum Stanley Pool (heute Pool Malebo) bauen, von wo aus der Kongo schiffbar war.. Stanley gründete
eine Stadt, die er nach seinem Gönner Léopoldville nannte (heute
Kinshasa). An 1500 Kilometern Flusslauf entlang wurden weitere Stationen
geplant und gebaut. All dies, so wurde es nach außen dargestellt, im Dienste der
Wissenschaft und im Kampf gegen die Sklaverei durch angebliche arabische
Sklavenjäger.
Durch all diese Aktivitäten konnten Stanley und Leopold zunächst
ihren guten Ruf erhalten. 1884 nahm auch Stanley an der internationalen
Kongo-Konferenz teil, die Otto von Bismarck in Berlin veranstaltete. Da auch in Belgien die Stimmung eher
gegen Kolonien war, wurde Leopold der Kongo als Privatbesitz der belgischen
Krone zugesprochen, mit der Verpflichtung „die Erhaltung der eingeborenen
Bevölkerung und die Verbesserung ihrer sittlichen und materiellen Lebenslage zu
überwachen, an der Unterdrückung der Sklaverei und des Negerhandels
mitzuwirken“ und „religiöse, wissenschaftliche und wohltätige
Einrichtungen und Unternehmungen zum Besten der Eingeborenen zu schützen“.
Demzufolge erklärte Leopold II. sich am 23. April 1885 zum Eigentümer des Kongo
und erließ eine Verfassung für den Kongo-Freistaat. 1889 fand in
Brüssel eine große Konferenz gegen die Sklaverei statt.. Die Konferenz
stellte also für die europäischen Teilnehmer kein Problem mehr dar. Leopold ließ
Stanley auf dieser Konferenz auftreten.
Das riesige Land, 75-mal größer als Belgien, wurde sukzessive
kolonisiert und die bestehenden Bantureiche zerschlagen. Im Zuge der Inbesitznahme des Territoriums durch
Belgien wurde auch die christliche Missionierung vorangetrieben, was zur Gründung von Schulen und
Krankenstationen führte. Die Erschließung des riesigen Kongo finanzierte König
Leopold II. durch den Verkauf von Nutzungsrechten an Gesellschaften. Zur
bestmöglichen Ausbeutung des Bodens und der Rohstoffe griffen die Kolonialherren
zum Mittel der Enteignung, zum Sammeln von Kautschukplantage, Palmöl und Elfenbein wurde die Bevölkerung ebenso wie zum
Gütertransport und Wegebau zwangsweise
eingesetzt.
Die brutale Ausbeutung des Landes und der Bevölkerung des
Kongo-Freistaates wurden als „Kongogräuel“ bekannt und führten um die Jahrhundertwende zu beträchtlichen
Unruhen. Auf Druck der öffentlichen Meinung musste Leopold II. 1904 eine
Untersuchungskommission installieren. Nachdem die Kommission Sklavenhandel, Zwangsarbeit und weitere Missstände aufgedeckt hatte, wurde der König zu Reformen gezwungen, die jedoch wenig wirksam waren. 1908 sorgten Berichte über
die menschenunwürdigen Ausbeutungspraktiken als so genannte „Kongogräuel“
international für Aufsehen und Empörung, alarmierten die westlichen Nationen und
zwangen Leopold endgültig zum Verkauf des Freistaates Kongo an den
belgischen Staat. Dieser zahlte dem König 50 Millionen belgische
Francs. Am 15. November 1908 erfolgte die Umwandlung in die Kolonie
Belgisch-Kongo. Die Verfassung, die Charte Coloniale, verbot jede
politische Betätigung in der Kolonie und verfügte, dass die Regierungsmitglieder
nicht gewählt, sondern ernannt werden.
Auch die Zwangsarbeit, zu der die Kongolesen bisher unter
belgischer Herrschaft verpflichtet waren, wurde am 22. März 1910 offiziell
abgeschafft. Inoffiziell aber erwies sich diese Maßnahme als wirkungslos, die
Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung blieb erhalten. Zwischen 1880 und
1920 halbierte sich die Bevölkerung des Kongo, von den anfangs um 20 Millionen
Einwohnern starben über 10 Millionen durch koloniale Gewaltverbrechen, Hunger,
Entkräftung durch Überarbeitung und
Krankheiten.
Die mächtigen Konzessionsgesellschaften, allen voran die 1928
gegründete „Société Générale“, übten bis in die 1960er Jahre großen Einfluss
auf die wirtschaftliche und politische Entwicklung im Kongo aus.
Am 5. August 1914 begann der Erste
Weltkrieg in Afrika. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen
(hauptsächlich) Großbritannien und dem deutschen
Kaiserreich unterstützte Belgien ab Juni 1916 die britische
Offensive in Deutsch-Ostafrika und besetzte Ruanda-Urundi (heute Ruanda und Burundi). Mit dem Versailler
Vertrag verlor das Deutsche Reich 1919 völkerrechtlich die Kolonien in
Ostafrika und Belgien erhielt die vorläufige Verwaltung über Ruanda-Urundi. 1920
und 1923 wurden die Länder offiziell belgisches Völkerbundsmandat und am 21. August 1925 als Mandatsgebiete Ruanda-Urundi
administrativ der Kolonie Belgisch-Kongo angegliedert.
Anfang bis Mitte der 20er Jahre entstanden einige Kulte, die
sich in den Folgejahren erfolgreich unter der Bevölkerung etablierten und wegen
ihres Rückgriffs auf afrikanische Traditionen und der Etablierung
nationalistischer Ideen von der Kolonialverwaltung wohl zu Recht als Gefahr
erlebt wurden. Vor allem im um 1921 entstandenen prophetischen Kimbanguismus, der die Situation im Kongo mit der des alttestamentlichen Israel gleichsetzte und eine Art „Königreich Gottes auf Erden“ zu etablieren
suchte, mit einer eigenständig afrikanischen Verwaltung auf christlichem
Fundament, sowie dem um 1925 entstandenen Kitwala-Kult sah Belgien eine Bedrohung der Kolonialherrschaft, am 11.
Februar 1926 wurde daher ein Verbot gegen alle afrikanischen, auch religiösen,
Organisationen erlassen. Zugleich wechselte auch die Hauptstadt der Kolonie, die
Verwaltung wurde von Boma nach Léopoldville, dem heutigen Kinshasa, verlegt.
Die kongolesische Armee nahm während des Zweiten Weltkriegs am
Kampf gegen die Italiener in Nordafrika teil. Als Rohstofflieferant für die
alliierte Kriegswirtschaft – unter anderem mit Uran für das US-amerikanische Atombombenprogramm – blühte der Kongo im Zweiten Weltkrieg wirtschaftlich auf.
Entsprechend wurde die Infrastruktur zügig ausgebaut, die ersten Ansätze der Industrialisierung
verstärkten die Verstädterungstendenzen. Die afrikanische Bevölkerung erhielt zwar eine Basiserziehung
und medizinische Versorgung, wurde aber nicht an der Verwaltung beteiligt. So
existierten bis in die fünfziger Jahre keine afrikanischen Führungsfiguren. Die
Unzufriedenheit der modernen Afrikaner wuchs.
Die autoritäre Kolonialpolitik Belgiens ließ ab den 1950er
Jahren den Widerstand der Kongolesen gegen die Fremdherrschaft erstarken. Dieser
war allerdings weniger als nationalistische Unabhängigkeitsbestrebung des
ethnisch heterogenen Kongo zu verstehen, sondern eher als eine gemeinsame
antibelgische Bewegung.
Um dieser zu entgegnen, initiierten die Belgier eine Reihe von
Reformen, um dem Widerstand die Spitze zu nehmen. Am 8. Dezember 1957 nahmen so
Kongolesen erstmals an den Kommunalwahlen teil und errangen 130 der 170 Sitze.
Ab 1958 erlaubte Belgien die Gründung der ersten politischen Parteien, darunter
die der beiden in der Zukunft wichtigsten Parteien, der bereits seit 1950 im
Untergrund existierenden Abako (Association du Bas-Kongo) unter Joseph
Kasavubu und am 10. Oktober 1958 des MNC (Mouvement
National Congolais) unter Patrice Lumumba.
Ein Kongress dieser sowie verschiedener ethnisch-regionaler
Parteien und nationaler Bewegungen forderte 1959 die sofortige volle Unabhängigkeit des Kongo. In der Folge kam es zu Unruhen, auf die die belgische Regierung hart reagierte. Im Oktober 1959 wurde auch Lumumba verhaftet und gefoltert. Erst nachdem der belgischen Regierung klar wurde, dass sie die Kontrolle über das riesige Land nicht aufrechterhalten könnte, wurde er nach rund drei Monaten am 25. Januar 1960 freigelassen. Zwei Tage später, am 27. Januar 1960, kündigte Belgien Wahlen und Selbstverwaltung an und erklärte, dass es sich innerhalb von sechs Monaten aus dem Kongo zurückziehen werde. Das Versprechen wurde gehalten. Am 30. Juni 1960 erhielt der Kongo seine Unabhängigkeit, nachdem einen knappen Monat zuvor am 25. Mai 1960 der MNC in den ersten freien Wahlen des Kongo die meisten Stimmen auf sich vereinigt hatte.
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Belgisch-Kongo#Belgische_Kolonialherrschaft)
Quelle der Bilder: -Léopold ll: http://breuche.skynetblogs.be/archives/category/general/index-1.html/
- Krieg und Zwangarbeit. http://commons.wikimedia.org/wiki/File:ELdelCongo.JPG
- Belgisch-Kongo: http://jsb2013.wordpress.com/2013/01/10/la-colonisation-du-congo/
- Krieg und Zwangarbeit. http://commons.wikimedia.org/wiki/File:ELdelCongo.JPG
- Belgisch-Kongo: http://jsb2013.wordpress.com/2013/01/10/la-colonisation-du-congo/
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